Aus Liebe nach Halle

Integration ist anstrengend und Integration braucht Zeit.

Spätestens seit Merkels Aufforderung, die Integration zahlreicher Zugewanderter als nationale Aufgabe zu begreifen, sind diese beiden Feststellungen wohl die häufigsten Themen an deutschen Stammtischen.

Foto: Tobias Heinemann

Wir haben in Halle auf der Würfelwiese im Rahmen der Veranstaltung „Mit Sicherheit gut ankommen“ und im Schatten der großen und alten Bäume die Menschen befragt, die bereits vor vielen Jahren nach Deutschland gekommen sind. Wie ist deren Integration verlaufen?

Ariunbayar Dalay – Foto: Tobias Heinemann

Ariunbayar Dalay ist der Präsident des Deutsch-Mongolischen Vereines GOBI und kommt aus Ulan-Bator, der Hauptstadt der Mongolei. Er lebt seit 27 Jahren mit seiner Familie in Halle an der Saale. Seine Frau kommt aus der ehemaligen DDR. Beide haben sich in Russland beim Studium kennengelernt. Die Liebe brachte die beiden zusammen und später ließ sich das junge Paar in Halle nieder. Im Gespräch berichtet Ariunbayar Dalay von den Herausforderungen des Ankommens in der Stadt Halle. Er hat sich nicht heimisch gefühlt und empfand manche Blicke eher befremdend. Er hatte keine eigenen Freunde und auch Bekannte und Verwandte seiner Frau konnten diese Lücke nur teilweise füllen. Deutsch lernen, in der Gesellschaft ankommen, eine Arbeit finden – alles immense Herausforderungen, die es zu bewältigen galt. Er selbst sagt, dass er nach ungefähr 15 Jahren selber das Gefühl hatte – „jetzt ist es geschafft – jetzt bin ich angekommen“. 15 Jahre, um das System einer Gesellschaft zu verstehen und sich in die Gepflogenheiten eines Landes und seiner Menschen hinein zu versetzen.

Ein Kind malt mit Kreide – Photo by Sebi Berens

Genau zu dieser Zeit hat er mit zahlreichen Landsleuten aber auch vielen Menschen aus Halle den Verein GOBI gegründet. Die Idee ist, etwas für die Verständigung der Menschen aus beiden Ländern zu tun. Zahlreiche Aktivitäten der letzten Jahre zeugen von der erfolgreichen Arbeit des Vereins und seiner 40 Mitglieder aber auch von der guten Integration der Akteure in die Region in und um Halle. Auf der Würfelwiese hat Ariunbayar Dalay mit seinen Freunden eine originale Jurte aus der Mongolei aufgebaut.

Der Aufbau dieser kleinen Schwester unserer großen Veranstaltungsjurte ging so schnell, dass wir unseren Respekt zollten. Mitglieder des Vereins boten kleine Bastelaktionen und leckere kulinarische Köstlichkeiten an.

Im Gespräch wird es deutlich: Integration ist kein Zauberwort, sondern eine langwierige und herausfordernde Aufgabe. Wichtig ist es, sich einlassen zu können aber auch angenommen zu werden. Eine Aufgabe, die nur gemeinsam gelöst werden kann – von den Menschen, die zu uns kommen und denen, die bereits da sind. Und eines steht jetzt schon fest: es geht nur mit Liebe und nicht mit Hass!

In Halle auf der Würfelwiese ist es gelungen. Zahlreiche Hallenserinnen und Hallenser kamen während der zwei Tage und besuchten das Schiff, die Jurten und die zahlreichen Stände der Vereine, die das Grün der Wiese und der Bäume an diesen Tagen so bunt gemacht haben. Den Helfern, Unterstützern und Sponsoren, allen voran den Stadtwerken aus Halle, sagen wir herzlich Dankeschön!

Die Jurten auf der Würfelwiese in Halle bei Nacht – Photo by Sebi Berens

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