sechzehntausend einhundertfünfundsiebzig

Es herrscht dichtes Gedränge mitten im Stadthafen in Münster. Ein Wasserarm mit Geschichte und Flair in Form eines Stichhafens. 1899 von Kaiser Wilhelm II. eröffnet war der Hafen von Anfang an ein reiner Importhafen.

photo by Sebi Berens

Heute ist er als Warenumschlagplatz fast bedeutungslos geworden, stattdessen wurden am Nordufer vorwiegend kulturelle und gastronomische Betriebe angesiedelt, die den so genannten Kreativkai bilden. Hier ist die Flaniermeile der Stadt. Auf der anderen Seite liegt eine grandiose Industriebrache. Am Kreativkai auf einer Fläche, die der Größe der Altstadt entspricht, schlägt vor allen Dingen in der Nacht das Herz der Stadt. Aktuell wird das Süd- und das Nordufer durch einen Steg verbunden, der im Rahmen der SkulpturProjekte 2017 errichtet wurde. Dank dieses Steges ist ein Gang über das Wasser möglich.

Photo by Sebi Berens

Heute legen nur noch Ausflugsschiffe und vereinzelt kleine Motoryachten an. Am Abend des 22. August  kurz nach 22 Uhr kam ein besonderes Schiff hier her. Zum ersten Mal in der Geschichte des Hafens und der Stadt kam ein Schiff mit über 80 Flüchtlingen an! Neben dem Schiff wurden zwei Jurten und eine kleine Bühne aufgebaut. Münsteraner, aber auch die Besucher der Stadt blieben stehen und schauten verwundert. Zahlreiche Fragen wurden gegen Antworten eingetauscht und viele sehr tiefgründige Gespräche geführt.

Der Bürgermeister Markus Lewe begrüßte am Morgen des 23. August das Schiff und die Besatzung herzlich. Im Rahmen des Begleitprogramms kam es zu einer sehr berührenden Begebenheit.

Von der Geschäftsführerin der Diakonie Münster Frau Marion Kahn wurde eine Schriftrolle mit 16.175 Namen an Outlaw übergeben.

Photo by Sebi Berens

Die Liste ist mehrere Meter lang und wurde von Teresa Häuser und ihrer Tochter Natalie per Hand beschrieben. Die Namen stammen aus den Registern von „united against racism“ und „international organisation for migration„.  Es handelt sich um eine Liste mit Daten von Geflüchteten, die auf der Flucht vor Tod, Gewalt und Unterdrückung aus ihrer Heimat verstorben sind.

Aus offizieller Quelle ist bekannt, dass insgesamt bei dem Versuch die Festung Europa zu erreichen, bereits über 30.000 Menschen ihr Leben verloren haben. Das sind nur die registrierten Toten – die Dunkelziffer liegt sicher noch viel höher. Die Kehle ist zugeschnürt und die Stimmung wird schwer. Die Liste mit den vielen Namen wurde beschrieben, um etwas gegen das Vergessen zu tun. Sie geht jetzt mit der Al-hadj Djumaa auf den langen Weg nach Berlin.

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