Ein Schiff wird kommen …

Gelsenkirchen macht mobil. So ähnlich könnte der Slogan heißen, denn in der Stadt an der Emscher mit dem parallel verlaufenden Rhein-Herne-Kanal haben sich unzählige Organisationen und Initiativen in den vergangenen Jahren auf den Weg gemacht. Auf den Weg, um den Geflüchteten in der Stadt das Ankommen zu erleichtern und um Integration überhaupt möglich zu machen. Und in Gelsenkirchen geht was! In Deutschland und darüber hinaus ist die Stadt vor allem als Heimat des Fußballclubs FC Schalke 04 bekannt. Auch beim Schalker FC ist die Zahl der Gastspieler mit Wurzeln außerhalb Deutschlands groß. Vielleicht ist es ja auch der gute Geist des  Fußballs, der Toleranz und Offenheit nicht nur zulässt sondern nahezu einfordert.

Die Liste der lokalen Partner in Gelsenkirchen ist lang, vor Ort mit dabei sind die AWO, die Aktion An-GE-kommen, die Caritas, Der Ziegenmichel e.V., DGB-Haus der Jugend, E.F.A. (Engagierte Frauen für Flüchtlinge e.V.), die Ehrenamtsagentur, die Falken, Gekita/MoKi, Zuwanderung und Integration/KIGE, PariSozial, das Referat Kultur, Spunk, die Task Force Flüchtlingshilfe.

Anja Seibert von der Stadtverwaltung hat diesen Aktionstag in den letzten Monaten akribisch vorbereitet. Dabei wurde sie mit Aufgaben konfrontiert, von denen sie vorher noch nicht einmal wusste, dass es sie gibt. „Ich finde das Projekt großartig und hoffe, ich habe mich nicht zu sehr grünschnäbelig angestellt.“ schreibt sie in einer Mail und am Tag selbst fügt sie an „ich lerne in jedem Moment des Projektes unendlich viel hinzu – das ist anstrengend und schön zugleich!“. Anja Seibert ist für die Entwicklung und Gestaltung von Maßnahmen für Flüchtlinge in Kooperation mit Trägern der Flüchtlingsarbeit bei der Stadtverwaltung angestellt. Die Organisation dieses Tages passte also wunderbar in ihren Aufgabenbereich. Aber allein wäre es nicht gelungen. Nur mit der großartigen Unterstützung der zahlreichen Partner und dank einer wunderbaren Zusammenarbeit im Team konnte der enorme Vorbereitungsaufwand überhaupt gestemmt werden.

Alle freuen sich auf den spannenden Nachmittag und Abend im Amphitheater. Ein umfangreiches Programm ist vorbereitet. „Der Rote Weg“ zeigt eindrucksvoll die Passagen auf den Fluchtrouten nach Europa und das Video „Hinter uns mein Land“ wird von der Caritas präsentiert. Vor Ort verwandelt sich das Areal schnell in einen riesigen Marktplatz. Zahlreiche Helfer bauen die Stände und Ausstellungen auf, Musik erklingt und in Summe sind hier Einheimische und Geflüchtete fast in gleicher Anzahl vertreten. Viele Sprachen und Hautfarben mischen sich – ein wunderbares Gewimmel entsteht.

Pünktlich um 16.00 Uhr kommt die Al-hadj Djumaa den Kanal entlanggefahren und macht am Anleger direkt neben dem Amphitheater fest. Nach und nach kommen immer mehr Menschen zum Schiff und wollen die Geschichte erfahren. Erschrockenheit und Erstaunen über die große Zahl der Menschen, die an Bord waren, die Enge unter Deck und die fehlenden sanitären Einrichtungen. Niemand kann sich vorstellen, wie es ist, eine fast dreitägige Überfahrt mit diesem Schiff zu erleben. Am Schiff treffen wir Ali, er ist seit 2 Jahren in Deutschland und mittlerweile  hier in Gelsenkirchen gut integriert. Er spricht gut Deutsch und lacht fröhlich in die Kamera. Zur Zeit dreht er einen Film und er singt in einer besonderen Band. Diese besteht aus drei Sängern und einem Smartphone. Es ist eine sehr minimalistische Variante, um Musik zu machen – aber es klingt hervorragend. Zu später Stunde tritt Ali mit seiner Band im Rahmen des Bühnenprogramms auf. Auf jeden Fall hat er in Gelsenkirchen eine Menge Fans. Das ganze Areal tobt. Etwas abseits liegt die Al-hadj Djumaa direkt in der Fahrrinne des Rhein-Herne-Kanals. Der Besucherstrom ist nicht abgerissen und neben Erinnerungen an die schwere Zeit der Flucht überwiegt heute eindeutig die Freude über das gute Ankommen. Hier in Gelsenkirchen ist es gelungen!

 

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