Ich habe geweint

Ich sitze am Küchentisch und heule. Nicht weil ich traurig bin – nein, ich bin ergriffen. Angerührt von einem ganz kurzen Video aus dem Netz. Es ist schon eine Weile her, 2016 zu den Olympischen Spielen in Rio hat es das Licht der Welt erblickt und das kurze Video erzählt die Geschichte einer Flagge …

Sie kommen aus allen Teilen der Erde und sie sprechen unzählige Sprachen aus verschiedenen Kulturen. Aber eines haben sie gemeinsam: Sie sind alle auf der Suche nach dem, was man Heimat nennt. Diese Hoffnung vereint die Flüchtlinge weltweit. Dann ist es folgerichtig, dass sie jetzt endlich auch eine gemeinsame Flagge haben. Während der Olympischen Spiele im Sommer 2016 verwendete erstmals ein Team, bestehend aus 10 geflüchteten Athleten, diese Flagge und bekam auch eine eigene Hymne.

Teun Castelein von der Reederij Lampedusa überreicht Gerald Mennen die Schlüssel der Al-Hadj Djumaa im Hafen von Amsterdam. V.l.n.r.: Steven (Reederij Lampedusa), Gerit, Gesa und Nora (Besatzung von Outlaw.die Stiftung, die das Schiff nach Deutschland überführen wird), Teun Castelein und Gerald Mennen, Felix und Saber (ebenfalls von der Besatzung von Outlaw.die Stiftung)

Orange und Schwarz – mit dieser Kombination der Farben erinnert die Flagge an die Rettungswesten die viele der Schwestern und Brüder, Mütter und Väter, Onkel und Tanten während der Suche nach einem sicheren Ort auf der Erde am spärlich bekleideten Leib trugen. Orange ist ein starkes Symbol der Hoffnung und der Solidarität. Rettungsboote und Rettungsringe sind ebenfalls in diesen Farben anzutreffen. Und die Flagge verbindet, verbindet die Welt und lädt zur Unterstützung für die über 60 Millionen Flüchtlinge weltweit ein. Weil sie da sind. Weil sie uns wichtig sind.

Die Flagge der Nation der Geflüchteten wurde von der Künstlerin Yara Said entworfen. Sie stammt aus Syrien und fand Asyl in den Niederlanden in Amsterdam. „Die Geflüchteten werden an die Erlebnisse während ihrer Flucht erinnert, daran, dass sie es geschafft haben – dies ist ein unglaublich starker Moment!“ sagt Yara Said. Sie ist stolz, dass mit ihrer Hilfe ein Symbol geschaffen werden konnte, welches die Gemeinschaft der Geflüchteten präsentiert. „Die Flagge ist ein Bekenntnis: wir sind noch da, wir sind stark, wir sind Menschen und wir gehen immer weiter“ sagt Yara Said weiter.

In unserem Projekt „Mit Sicherheit gut ankommen“ fährt die Al-hadj Djumaa ebenfalls unter der orange / schwarzen Flagge der Nation der Geflüchteten, der Refugee Flag. Wir sind ein klein wenig stolz darauf und wir erzählen die Geschichte immer weiter. Wahrscheinlich ist es auch kein Zufall, dass die Al-hadj Djumaa ebenfalls aus Amsterdam kommt. Mit vielen guten Wünschen startet am 10. August das ägyptische Fischerboot im Amsterdamer Hafen auf die lange Fahrt nach Deutschland.

Die Hymne der Nation der Geflüchteten wurde von Moutaz Arian komponiert. Er ist ebenfalls aus Syrien geflohen und lebt heute in Istanbul. „Die Flüchtlingskrise ist eine globale Aufgabe“, sagt Moutaz Arian. Er komponierte die Hymne ohne Worte und nur mit der starken Sprache der Musik, um sich – einem Windhauch gleich- über Grenzen zu schwingen. „Musik ist die beste Sprache, sie erzählt von der Liebe und das Beste ist: sie braucht keine Übersetzung.“

 

Ich heule immer noch, aber die Tränen versiegen. Sie weichen einer Gewissheit: ich will anpacken. Weil mich die Botschaft und die Stärke jedes einzelnen Menschen tief beeindrucken. Weil sie da sind und weil sie hier sind. Und weil wir gemeinsam nach vorn in eine Zukunft blicken.

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