15 Nov
2017
Ein ganz besonderes Geschenk findet seine Bestimmung
Bei dem Aufenthalt der Al-hadj Djumaa im Hafen von Münster auf ihrer langen Reise im Rahmen des sozial-kulturellen Schiffsprojekts „Mit Sicherheit gut ankommen“ hat Marion Kahn von der Diakonie Münster ein ganz besonderes Geschenk an Gerald Mennen übergeben:
Es war eine mehr als 25 Meter lange Liste mit den Namen von über 16.000 Menschen, die auf der Flucht zwischen 1993 und 2003 im Mittelmeer ihr Leben verloren haben. In einer akribischen Arbeit hatten Frau Teresa Häuser und ihre Tochter Nelia Häuser die Daten aller verstorbenen Flüchtlinge, die sie von „united against racism“ und von der „internation organisation for migration!“ erhalten hatten, auf dieser langen Rolle festgehalten. Neben den Namen (falls bekannt) wurden auch Angaben zum Fundort, zu der Anzahl der aufgefundenen Toten und zu der Todesursache aufgeschrieben. Wir haben bereits hier darüber berichtet.
Diese Rolle reiste auf der weiteren Fahrt des Schiffsprojekts durch das Ruhrgebiet, dann quer durch Deutschland über Sachsen und schließlich bis nach Berlin mit. An allen Stationen wurde die Liste den Besuchern*innen präsentiert. Immer wieder war den Lesern*innen die Erschütterung darüber anzumerken, dass schon zu so einem frühen Zeitpunkt lange vor der sogenannten Flüchtlingswelle eine solch große Anzahl von auf der Flucht ums Leben gekommenen Kindern, Frauen und Männern registriert wurden.
Schon auf der Reise wurde Gerald Mennen von Beate Rieple, Archivarin beim Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V. in Köln – kurz DOMiD, auf dieses einmalige Dokument angesprochen. Das Zentrum war sehr daran interessiert, diese Schriftrolle mit in Ihren Bestand aufzunehmen und später interessierten Menschen zugänglich zu machen.
Outlaw.die Stiftung hat dieses Geschenk erhalten, „damit sie genutzt und wieder weitergegeben kann – gegen das Vergessen!“ So steht es in dem Begleitschreiben der Diakonie Münster zur Schenkung. Und so ist es jetzt auch geschehen. Gerald Mennen hat die Rolle im November 2017 an das DOMiD übergeben. So wird dieses einmalige Zeugnis der unmenschlichen Seite von Flucht und Migration auch nach dem Schiffsprojekt „Mit Sicherheit gut ankommen“ noch Wirkung entfalten. Außerdem besteht jetzt die Möglichkeit, die Daten für weitere wissenschaftliche Forschung zur Verfügung zu stellen. „Wünschenswert wäre es, wenn diese Liste auch noch bis in die heutige Zeit fortgeführt werden kann. Darüber haben wir mit dem DOMiD erste Überlegungen angestellt“, sagte Gerald Mennen im Rahmen der Übergabe.