Wir müssen unsere Herzen aufmachen!

Dieser Satz klingt sehr einfach und er ist doch so schwer umsetzbar. Am letzten Abend in Bremen trafen wir Judith und haben ihr ein paar Fragen gestellt. Sie wohnt in der Hansestadt, ist mehrfach am Schiff gewesen und hat sich die Figuren angesehen. An vielen Vorträgen und Diskussionsrunden an und in der Jurte war sie beteiligt. Judith war oft im Gespräch mit einer Gruppe junger Menschen unterschiedlichster Herkunft und suchte den Austausch über das Gehörte und Erlebte während dieser Veranstaltung. Zum Beispiel, ob es in einer sozialdemokratisch regierten Stadt wie in Bremen auch Nazis gibt und wo die denn leben?

Wir fragten sie, wie sie die Flüchtlingsthematik sieht, warum sie zum Projekt in den Europahafen gekommen ist und ob sie eine Idee hat, was wir gegen den Hass in der Gesellschaft tun können.

Sie kommt ins Erzählen – zwei Ehen mit Männern fremder Herkunft haben Judiths Sicht auf das Weltgeschehen maßgeblich geprägt und verändert. Die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Kulturen und Religionen war wichtig, um bestimmte Verhaltensweisen verstehen und auch achten zu können. Seit einiger Zeit engagiert Judith sich in der Flüchtlingshilfe als Tandempartnerin. Durch den Austausch und das Besuchen verschiedener politischer Aktionen hat sie bemerkt, dass viele Probleme im Miteinander durch Missachtung, Missgunst, Neid, Hass und häufig auch durch eine zu dogmatische Sicht auf die Dinge entstehen.

Darin besteht eine große Gefahr, welche nicht nur vom rechten Spektrum ausgeht, konstatiert Judith weiter. Sie hat auch kein Patentrezept. Meist sei es eine Frage des Zuhörens und des Willens, um aus seiner eigenen Welt herauszukommen, um den Gegenüber zu verstehen. Leider gibt es nicht bei jedem Menschen diese Fähigkeit. Jeder hat jedoch die Möglichkeit sein Herz zu öffnen und immer wieder an seine Menschlichkeit zu appellieren oder sich zumindest auf die Suche nach dieser zu begeben. In dänischer Sprache heißt das Gerät, welches ein Herz mit elektrischen Impulsen wieder zum Schlagen bringt Hjertestarter. Übersetzen kann man es auch mit Defibrillator (english) oder mit Schockgeber (deutsch).

Wir finden, es braucht mehr solcher Impulse und noch mehr solcher Menschen, die mutig vorangehen und die Herzen aufmachen.

Klingt doch ganz einfach – oder?

 

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