Ein hoffnungsvoller Start mitten in Bremen

Pünktlich zum Sonnenuntergang, umrahmt von einem blutroten Abendhimmel, gibt die M/S ANTON mit ihrem lauten Horn das Signal und dreht eine letzte Runde im Hafenbecken. Reichlich 50 Menschen aus Bremen sitzen erwartungsvoll in den klappbestuhlten Reihen vor der kleinen Rundbogenbühne direkt am Wasser. Einige haben sich auch auf den umliegenden Treppen und Terrassen niedergelassen. Mit der sehr bewegenden szenischen Lesung `Ein Morgen vor Lampedusa´ ging am gestrigen Abend das dreitägige Programm rund um den EUROPAHAFEN in Bremen zu Ende. Fünf Sprecherinnen und Sprecher vom Spielkreis `Theater der Matthias Kirche Hannover´ erzählten die sehr bewegende Geschichte rund um die Katastrophe, die sich im Oktober 2013 vor der Mittelmeerinsel ereignete. Dort war ein mit über 550 Menschen völlig überfülltes und viel zu kleines Schiff mitten in der Nacht gesunken. Es gab nur wenige Überlebende. Bilder von der Rettungsaktion wurden in den Bremer Abendhimmel projiziert und es wurden Originalzitate der Geretteten aber auch der Retter gelesen.

`Ich versuchte, den fast leblosen Körper der jungen Frau zu mir hochzuziehen aber sie glitt mit aus den Händen. Ohne einen Schrei versank sie vor meinen Augen. Ich werde die ausgestreckten Hände und das Gesicht nie vergessen.´

Worte bei denen das Atmen schwer fällt sowie erschütternde Bilder ließen Ohren der Zuschauer und Zuhörerinnen lebendig werden. In den Pausen zwischen den einzelnen Zitaten sang der Italiener Francesco Impastato. Er hatte gemeinsam mit Antonio Umberto Riccó kurz nach der Katastrophe die Idee zu dieser künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema Flucht und will mit den Lesungen die Erinnerung an die tägliche Tragödie im Mittelmeer wachhalten. Ein Morgen vor Lampedusa wurde bisher über 250mal in Deutschland und Italien aufgeführt, dabei wurde fast 70.000 Euro an Spendengeldern für Flüchtlingsorganisationen vor Ort gesammelt. Die Spenden der gestrigen Abendveranstaltung kommen der aus Bremen stammenden und jetzt in Berlin ansässigen Hilfsorganisation SOS Mediterranne zugute.
Neben der unmittelbaren Arbeit, der Rettung von in Seenot geratenen Menschen im Mittelmeer, kümmert sich die Organisation auch europaweit um eine umfassende Information der Öffentlichkeit. SOS Mediterranne ist eine von vielen inhaltlichen Partnerorganisationen im Projekt „Mit Sicherheit gut ankommen“.

Gerald Mennen von Outlaw.die Stiftung zieht eine positive Bilanz vom Bremer Auftakt: „An drei Tagen hatten wir in Summe über 1.500 Besucherinnen und Besucher hier vor Ort. Der Zulauf der interessierten Menschen am Schiff ließ nicht nach und die zahlreichen Gespräche über die Situation der Geflüchteten weltweit aber auch die Vorstellung der konkreten Arbeit der Partner vor Ort hier in Bremen machen Lust auf mehr“. Ein besonders großes Dankeschön spricht Herr Mennen auch in Richtung des Bremer Netzwerkes rund um den Kulturladen Huchting und den Kulturzentrum Kukoon „… nur dank des unglaublichen starken und ehrenamtlichen Engagements hier in der Hansestadt konnte der Auftakt des Projektes so überzeugend gelingen!“ Nach dieser ersten Station fährt die M/S ANTON am Dienstag, dem 1. August, weiter nach Norderney. Dort beginnt am 4. August ein dreitägiges Programm. Bremen und Norderney sind die ersten beiden Stationen auf der insgesamt 65-tägigen Reise zweier Schiffe kreuz und quer durch Deutschland mit dem Ziel Berlin.

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