Wasser hat keine Balken

Es sollte ein schöner Tag werden.

Der 14. August begann sonnig. Bei Flut und damit Hochwasser verließ die M/S ANTON den sicheren Hafen am Ratsdelft in Emden mit einem lauten Ton aus dem Signalhorn. Der sonore Laut hallte kräftig zwischen den Häusern und Schiffen.

„Skipper“ Knud steuert die MS Anton aus dem Emdener Delft Photo by Sebi Berens

Mit ein wenig Wehmut aber auch einer großen Vorfreude auf die kommende 5. Station der Reise standen die Männer der Crew an Deck und fuhren durch die ersten Brücken und die große Schleuse am Ausgang des Binnenhafens.

Der Motor stampfte und auf sicherem Kurs arbeitete sich die ANTON Kilometer für Kilometer den Fluß hinauf. Die Ems gleicht an dieser Stelle bis nach Papenburg eher einem breiten Kanal – der Grund: für alle in der Mayer-Werft in Papenburg auf Kiel gelegten Ozeanriesen ist dieser Wasserweg die einzig rettende Verbindung in die große weite Welt. Auf dem halben Weg nach Papenburg liegt dann auch die kleine und feine Norddeutsche Stadt Weener. Hier hat man den Eindruck, dass die Welt in  Ordnung ist. Ein kleiner Hafen mit zahlreichen alten Traditionssegelschiffen ist das Ziel der heutigen Reise.

Container der Theatergruppe „Lokstoff“ am Haken des Mobilkranes in Weener Photo by Angelika Janßen-Harms

Im Hafen ist alles vorbereitet. Die Koordinatoren, der Landtross und zahlreiche Helfer haben bereits mit dem Aufbau begonnen. Neben der Jurte wird auch ein 40-Fuß-Überseecontainer per Mobilkran in den Hafen versetzt. Dieser kommt direkt aus Stuttgart, beinhaltet Bühne und Vorstellungsraum eines sehr interessanten Theaterprojektes von LOKSTOFF.

Besonderer Höhepunkt des Besuches in Weener: hier wird neben der M/S ANTON die Al-Hadj Djumaa erwartet. Sie ist derzeit auf dem Wasserweg von Amsterdam unterwegs und wird ab Papenburg den weiteren Weg mit den Figuren allein bestreiten. Die M/S ANTON wird sich nach der Station Papenburg auf die Reise nach Kopenhagen zum nächsten Projekt machen.

Die trichterförmige Einfahrt von der Ems in die Hafenschleuse hat mehrere Tücken. Die Strömung der Ems ist hier stark, so stark, dass eine Einfahrt nur gegen den Strom gelingen kann. Die M/S ANTON dreht  bei und nähert sich langsam stromaufwärts der Einfahrt. In der Schleuse ist das Wasser ruhig und nachdem sich die Tore geschlossen haben geht es abwärts. Der Alte Hafen in Weener liegt niedriger als die Ems bei Hochwasser. Bei der Ausfahrt wird es dann eng. Nicht in der Breite sondern in der Tiefe. Die ANTON hat als Hochseeschiff einen Tiefgang von 2,90 Meter. Der Hafen ist aber nur 2,00 Meter tief. Geht nicht? Gibt es nicht! Die ANTON wird ab Schleusenausfahrt auf den eigenen Motor als Antrieb verzichten. Dafür wird sie von einem historischen Schlepper in den Hafen und damit im wahrsten Sinne des Wortes durch den Schlick gezogen. Aufmerksam wird dieses Schauspiel von zahlreichen Besuchern des Hafens aber natürlich von allen Projektbeteiligten verfolgt. Nach der Begrüßung im Hafenbecken beginnen dann die Aktionstage vor Ort.

Die MS Anton mit Schlepper an der Schleuse zu Weener Photo by Sebi Berens

 

 

SHARE