Amsterdam calling

Von Ägypten nach Lampedusa sind es auf dem Wasserweg über das Mittelmeer knapp 1.000 Kilometer. Von Lampedusa nach Amsterdam sind es auf dem direkten Landweg fast 3.000 Kilometer, der Seeweg um Spanien, Portugal und Frankreich ist noch wesentlich länger. Wie gelangt ein kleines ägyptisches Fischerboot nach Amsterdam?

Teun Castelein von der Reederij Lampedusa überreicht Gerald Mennen die Schlüssel der Al-Hadj Djumaa im Hafen von Amsterdam. v.l.n.r.: Steven (Reederij Lampedusa), Gerit, Gesa und Nora (Besatzung von Outlaw.die Stiftung, die das Schiff nach Deutschland überführen), Teun Castelein und Gerald Mennen, Felix und Saber (ebenfalls von der Besatzung von Outlaw.die Stiftung)

Die Al-hadj Djumaa ist im Sommer 2013 selbst ein Teil einer ungewöhnlichen Überfahrt nach Lampedusa gewesen. Sie wurde mit über 280 Menschen an Bord kurz vor der Küste der italienischen Mittelmeerinsel von der Küstenwache beschlagnahmt. Alle Passagiere erreichten damals das rettende Ufer und überleben die halsbrecherische Fahrt. Alle Schiffe, die an der italienischen Küste anlanden bekommen eine Nummer. Eine große „200“ steht neben dem in arabischen Schriftzeichen geschriebenen Namen am Bug des nur knapp 12 Meter langen Schiffes, welches komplett aus Holz gefertigt wurde. 200 Schiffe: eine unvorstellbar große Anzahl – noch größer ist die Anzahl der einzelnen Menschen, die sich auf  den Weg ins rettende Europa gemacht haben und immer noch machen – jeder einzelne Mensch eine Geschichte und ein bewegendes Schicksal.

Die Al-hadj Djumaa wurde nach der Beschlagnahmung von der niederländischen gemeinnützigen Vereinigung „Rederij Lampedusa“ übernommen. Die Eigner des Schiffes unternehmen seit dieser Zeit thematische Grachtenfahrten zu Flucht und Vertreibung.

Am vergangenen Donnerstag gab es eine sehr berührende Begegnung in Amsterdam. Im aktuellen Heimathafen der Al-hadj Djumaa wurde das Schiff für den zweiten Teil der Reise im Projekt „Mit Sicherheit gut ankommen“ an die Crew von Outlaw.die Stiftung übergeben. Dem vorausgegangen war eine gründliche Instandsetzung des Schiffes und eine Ausrüstung mit zahlreichen gespendeten Teilen der Firma SVB aus Bremen. Das Schiff fährt unter der Refugee Flag. Mit einer kleinen Crew von derzeit vier Personen ist das Schiff jetzt auf dem Weg nach Papenburg. Am 15. August werden beide Schiffe im Hafen von Weener an der EMS das erste Mal aufeinander treffen. Im niedersächsischen Papenburg werden dann die Kupferfiguren von Jens Galschiøt auf der Al-hadj Djumaa montiert. Wir wünschen der Crew und dem Schiff gute Fahrt und immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel. Wir sind gespannt auf die Ankunft in Weener!

 

 

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